Gemeinsam stark gegen Gewalt

Was Bürgerinnen und Bürger tun können

„Gemeinsam sind wir stark gegen Gewalt!“ – Damit ist gemeint: Wenn wir als Bürgerinnen und Bürger zusammenhalten, Gewalt in Partnerschaften ächten und Betroffenen zur Seite stehen, dann ist schon viel gewonnen. Der beste Schutz ist eine Gesellschaft, die Tätern und Täterinnen klar vermittelt: dieses Verhalten ist nicht akzeptabel. Wenn Nachbarn, Freundinnen oder Bekannte signalisieren, ich bekomme mit, was passiert. Wenn sie Betroffenen ein Gespräch anbieten, die Telefonnummer der nächsten Beratungsstelle vermitteln oder Begleitung anbieten, dann ist die Botschaft: Du bist nicht alleine! Gewalt geht uns alle! Und es gibt Hilfen! Das stärkt Betroffene und die Stadtgesellschaften als solidarische Verantwortungsgemeinschaft.

Das sind die Fakten:
• Jede Minute erfährt laut Weissem Ring irgendwo in Deutschland eine Frau Gewalt durch ihren Partner. Das sind 600 000 von Partnerschaftsgewalt betroffene Frauen im Jahr.
• Jede vierte Frau in Deutschland hat bereits Gewalt erlebt.
• Jede fünfte Frau erlebt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
• Jeden Tag zweiten bis dritten Tag wird in Deutschland eine Frau ermordet.
• Kinder sind Leidtragende und Betroffene: In drei von vier Familien, in denen Partner Gewalt erleben, erleben auch Kinder Gewalt.
• 70 Prozent der Mädchen und Frauen sind bei der Nutzung sozialer Medien von digitaler Gewalt betroffen (Pressemitteilung Franziska Giffey zur Reform des Jugendschutzgesetzes 14.10.20).

Frauen und Männer erleben Gewalt
Mädchen und Frauen erleben Gewalt, weil sie Mädchen und Frauen sind. Das hat mit tiefsitzenden gesellschaftlichen Prägungen und Machtverhältnissen zu tun. Die Chancen für ein Leben ohne Gewalt steigen entsprechend mit ihren Möglichkeiten selbstbestimmt und unabhängig leben zu können. Aber auch Männer erleben Gewalt und ihre Situation gelangt zunehmend ins öffentliche Bewusstsein.
Wichtig zu wissen: Es gibt Hilfen
Für alle Beteiligten gibt es gute Beratungs- und Unterstützungsangebote, sowohl im Netz als auch vor Ort in der Region: Für Menschen, die merken, dass etwas in ihrer Beziehung grundlegend schiefläuft; für jene, die unsicher sind, ob das, was sie erleben schon Gewalt ist; für Menschen die selber Gewalt ausüben, weil sie dieses Muster aus ihrer Kindheit kennen; für Kinder, die Gewalt (mit)erleben, aber auch für Angehörige, Nachbarn und alle, die gerne unterstützen würden, aber im konkreten Fall nicht wissen, wie sie das am besten machen.

Jede und jeder kann etwas tun
Was können wir als Zivilgesellschaft tun? In der Krise hat sich gezeigt, wie wichtig solidarische Nachbarschaften sind. Soziale Kontakte brechen weg und damit auch die Möglichkeit, sich jemandem anzuvertrauen. Dabei nehmen Unsicherheiten und Ängste gerade dann zu und damit auch das Risiko für Gewalt in Familien.

Nachbarn, aber auch jede und jeder von uns kann Verantwortung übernehmen, indem wir Gewalt verurteilen, über Hilfen Bescheid wissen und da, wo es geht Unterstützung anbieten. Aber: Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Rufen Sie in akuten Gewaltsituationen die 110 an. Die Polizei ist verpflichtet, bei Häuslicher Gewalt einzuschreiten. Sie kann Täter aus der gemeinsamen Wohnung verweisen und Opfer in Schutzunterkünfte begleiten.

Scheuen Sie sich auch nicht, Kontakt zu den Beratungsstellen aufzunehmen. Ihre Anfragen werden vertraulich behandelt. Oder sprechen Sie uns an. Die Kontaktdaten der regionalen Fachberatungsstellen finden Sie unter der Rubrik „Hilfen finden“ auf dieser Seite.

Farbe bekennen – Istanbulkonvention umsetzen jetzt!
Und die Städte und der Ennepe-Ruhr-Kreis? Sie übernehmen Verantwortung, indem sie sich gemeinsam mit vielen Fachstellen am Runden Tisch EN für ein sicheres Leben von Frauen und Kindern im EN-Kreis engagieren.

Das europäische Übereinkommen verpflichtet Bund, Länder und Kommunen zu weitreichenden Maßnahmen, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen und macht dabei konkrete Vorschläge, wie bspw. die Anzahl von Frauenhausplätzen pro Einwohnerschaft auszusehen hat, wie eine flächendeckende Versorgung mit Beratungsangeboten aussieht, wie Opfer effektiv geschützt und Gewalt frühzeitig verhindert werden kann. Kurzum, die Umsetzung der Konvention ist eine Riesenanstrengung für uns alle, aber ein Meilenstein für die Rechte von Mädchen und Frauen vor Ort und weltweit. Das Ziel: Den Schutz und die Sicherheit von Mädchen und Frauen noch umfassender und wirkungsvoller zu gestalten.

Sie möchten mehr wissen?
Mehr dazu, woran Sie Gewaltrisiken erkennen, was Sie als Betroffene oder Angehörige tun können, wo sowohl Frauen als auch Männer Beratung finden und viele weitere Hintergrundinformationen erfahren Sie auf der Hompage des regionalen Gesundheitsnetzwerkes GESINE unter www.gesine-intervention.de.